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Die Geschichte des Ortes Schierwaldenrath

Von den Anfaengen bis zur Jahrhundertwende

Flurkarte Der Ort Schierwaldenrath wird erstmals im Jahre 1425 erwaehnt, wobei von Schierhoefen die Rede ist, die in der Naehe des Heinsberger Weges und des Holzweges gelegen haben sollen, und zwar auf dem Kletsch und dem Horrik, zwei Flurbezeichnungen an dem oben erwaehnten wegen. (vgl. Flurkarte). In der Folgezeit dehnte sich der Ort bis auf den Kirchweg aus, auf dem mehrere Haeuser gestanden haben. Diese Haeuserzeile wird in der ueberlieferung "Aut Schierwauere" genannt. In der Schreibweise erfaehrt der Ort im Laufe der Zeit einige Veraenderungen:

Der erste Namensteil "Schier" oder "Schur" bedeutet sowohl "nahe","nahe bei" als auch "abgesondert","abgetrennt". Die neuere Geschichtsforschung geht davon aus, dass die Deutung "abgetrennt" naeher liegt. Die Begruendung liegt darin, dass Schierwaldenrath urspruenglich zum Pfarrsprengel und Gericht Breberen gehoerte. Offensichtlich ist diese Siedlung von Waldenrath aus in einem Bereich angelegt worden, der nicht zu dieser Pfarre gehoerte.

Die Christianisierung unseres Gebiets erfolgte durch iro-schottische Moenche im 7. und 8. Jahrhundert, Wahrscheinlich besuchte die Schierwaldenrather Bevoelkerung von Beginn an die Gottesdienste in Berberen, das schon Ende des 7. Jahrhunderts eine Holzkirche besaß. Als gesichert kann gelten, dass Schierwaldenrath seit dem 13. Jahrhundert zum Pfarrsprengel Brebern gehoerte. ueber Jahrhunderte gingen die Schierwaldenrather ueber den "Kirchweg" nach Breberen zur Kirche, ehe sie im Jahre 1790 mit Erlaubnis des Pfarrers von Breberen eine eigene Kapelle errichten durften. Etwa 300 Jahre lang, von 1484 bis 1801, gehoerte Schierwaldenrath zum Herzogtum Juelich. Der Ort Schierwaldenrath ist fuer Historiker sicher keine Fundgrube, wenn er besonderen Ereignissen oder bedeutenden Veraenderungen nachspueren will. Allerdings nahm Schierwaldenrath, wie jeder andere Ort, an den geschichtlichen Entwicklungen, die sich in dieser Region vollzogen, teil. So blieb das Dorf weder von religioesen Unruhen (Reformation und Gegenreformation) noch von epidemischen Krankheiten (Pest) und Hungersnoeten verschont. Am schlimmsten trafen den Ort allerdings die kriegerischen Auseinandersetzungen im Dreißigjaehrigen Krieg (1618-1648), in dessen Verlauf die Haeuser am Kirchweg (Aut Schierwauere) und die Schierhoefe niedergebrannt wurden. Nach dem Einfall der franzoesischen Revolutionstruppen im Jahre 1793 und der Einverleibung der linksrheinische Gebiete durch Frankreich im Frieden von Luneville (1801) hoerte das Herzogtum Juelich auf zu existieren. Von 1801 bis 1935 wurde die Buergermeisterei Waldfeucht die "politische Heimat" von Schierwaldenrath, wobei die Orte Harzelt und Schierwaldenrath schon frueh ein eigenes Gemeinwesen bildeten. In der Zeit der verhassten Fremdherrschaft ("Franzosenzeit" von 1801-1815) wurde auf Anordnung der franzoesischen Besatzungsmacht das kommunale Verwaltungswesen aufgebaut und entwickelt. Das bedeutete zunaechst einmal fuer die Buerger Mehr Rechtssicherheit, eine Verbesserung der Infrastruktur (Straßenbau) und mehr Selbstaendigkeit fuer die einzelnen Gemeinden, was sich insbesondere dadurch ausdrueckte, dass die Buerger Ortsvertrauensleute, heute wuerden wir sagen Ortsvorsteher, waehlen durften. Dieser erfreulichen Entwicklung standen wirtschaftlicher Niedergang und, vor allem in der ersten Haelfte des 19. Jahrhunderts, mehrere Hungersnoete gegenueber. Historische Untersuchungen haben ergeben, dass der Lebensstandard im 17. Jahrhundert deutlich hoeher lag als im 19. Jahrhundert. Auch die Bevoelkerungszahlen im 19. Jahrhundert sind nicht mit denen von heute zu vergleichen. Im Jahre 1827 beispielsweise betrug die Einwohnerzahl von Schierwaldenrath 217. In den naechsten Jahren stieg die Bevoelkerungszahl an, was folgende Zahlen verdeutlichen: In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts (1800-1900), so lesen wir in den Chroniken, wurden in Schierwaldenrath durchschnittlich 14 Kinder geboren, waehrend die Sterbequote in diesen Jahren bei durchschnittlich neun Einwohnern lag. Bei der geringen Zahl der Gesamtbevoelkerung bedeutet das reichen Kindersegen fuer die einzelnen Familien und ein stetiges Ansteigen der Einwohnerzahl. Die steigende Einwohnerzahl stellte unsere Vorfahren allerdings vor ein Ernaehrungsproblem. Im Zusammenhang damit sind die Auswanderungswellen, die vor allem die laendlichen Gebiete erfassten, zu sehen. Mit den herkoemmlichen Arbeits- und Anbaumethoden waren die naechsten Hungersnoete abzusehen, und mancher Buerger wanderte aus nach Nordamerika, in das "Land der unbegrenzten Moeglichkeiten". Landnot war es dann auch, die viele Einwohner aus Schierwaldenrath veranlaßte, ihre Heimat zu verlassen, um in der neuen Welt ein neues Leben zu beginnen. In den Jahren 1878 und 1881/1882 wanderten mehr als zehn Familien aus Schierwaldenrath und Langbroich aus, zusaetzlich noch 13 allein stehende Personen. Die meisten fanden in Robert's Cove, Louisiana, eine neue Heimat. Eine große Hilfe bei der Landsuche war der aus Schierwaldenrath stammende Pater Peter Leonhard Thevis, der in New Orleans Pfarrer war und den Neuankoemmlingen aus seiner alten Heimat mit Rat und Tat zur Seite stand. Erst mit der Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktionsweise - die Dreifelderwirtschaft wurde abgeloest durch die Anbaumethode der Fruchtfolge, der Einsatz von Kunstduenger brachte hoehere Ertraege - steigerte sich der Lebensstandard der Bevoelkerung. Und als die Industrialisierung in unserer Gegend Einzug hielt, gab es um die Jahrhundertwende sogar einen gewissen Wohlstand fuer unsere Vorfahren.

Die Entwicklung bis 1939

Luftbild Das 20. Jahrhundert, das vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht so hoffnungsvoll begonnen hatte, sollte aus vielerlei Gruenden ein Jahrhundert der Katastrophen werden.

Der erste Weltkrieg (1914-1918) kostete 20 Schierwaldenrather Mitbuergern das Leben. Die Zeit nach dem 1. Weltkrieg war gepraegt von politischen Umwandlungen: Der Kaiser dankte ab und ging ins Exil, und die so genannte Weimarer Republik trat die Nachfolge des Kaiserreiches an. Es wuerde an dieser Stelle zu weit fuehren, die politische Hintergruende und Ablaeufe darzustellen, die das Leben der Menschen in der Zeit zwischen den Weltkriegen praegte. Sicher aber bestimmten die großen politischen und wirtschaftlichen Themen wie Radikalismus von links und rechts, Inflation und Arbeitslosigkeit und schließlich der Nationalsozialismus auch das Leben in Schierwaldenrath, was nicht zuletzt in den Erzaehlungen unserer aelteren Mitbuerger zum Ausdruck kommt. Kommunalpolitisch gehoerte Schierwaldenrath, wie bereits an anderer Stelle erwaehnt, zur Gemeinde Waldfeucht. Seit dem 20. Juni 1926 bildete Schierwaldenrath mit Harzelt und der Nordseite der Broekerstrasse eine selbstaendige Gemeinde im Amt Waldfeucht. Dieser Zustand wurde mit dem Jahre 1935 beendet, als die Gemeinde Schierwaldenrath-Harzelt dem Amt Gangelt einverleibt wurde. In den Nachkriegsjahren, in denen sich infolge der Reparationszahlungen, der Inflation und schließlich der Weltwirtschaftskrise eine Katastrophe an die andere reihte, spielte der Zusammenhalt im Dorf, funktionierende Nachbarschaften und gegenseitige Hilfeleistungen eine besondere Rolle. Als Beispiel dafuer mag die Einrichtung einer Brandnotgemeinschaft Langbroich-Schierwaldenrath im Jahre 1923 dienen. Die Mitglieder der Brandnotgemeinschaft verpflichteten sich zu gegenseitiger Hilfe, wenn jemand durch einen Brand zu Schaden gekommen war. Verpflichtend waren ein unentgeltlicher halbtaegiger Spanndienst, einen Tag lang Handdienste und sogar finanzielle Unterstuetzung. Mitglied in der Brandnotgemeinschaft konnte nur werden, wer keine Brandversicherung hatte. Besondere kommunalpolitische Ereignisse sind aus dieser Zeit kaum bekannt.

Kriegsereignisse

Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) war ein globales Ereignis, dessen Folgen die Welt veraendert, Europa in zwei politische Lager gespalten und Deutschland geteilt hat. Bis auf den heutigen Tag dauert die wissenschaftliche und politische Auseinandersetzung mit diesem zentralen Thema deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts an, und trotz der unuebersehbaren Flut von Untersuchungen zu diesem Thema begeben sich immer wieder Menschen auf "Spurensuche", um Vergangenes lebendig werden zu lassen, Vergessenes in die Erinnerung zurueckzurufen oder Verdraengtes bewußt zu machen. Unsere "Spurensuche" kann sich nur mit den Kriegsereignissen und deren Folgen fuer die Dorfbevoelkerung und den Ort Schierwaldenrath beschaeftigen. Und selbst in diesem eng gesteckten Rahmen beschraenken wir uns im wesentlichen auf die Kriegsereignisse im September und Oktober des Jahres 1944. Die Kriegshandlungen, die sich in dieser Zeit in unserem Ort abspielten, stehen stellvertretend fuer die Unmenschlichkeit und Sinnlosigkeit des gesamten Krieges : Toetung menschlichen Lebens. Zerschlagung gewachsener politischer und gesellschaftlicher Strukturen, Vernichtung wirtschaftlicher Existenzen und schließlich Zerstoerung von Haeusern und Gebaeuden. Die in der Folge beschriebenen Handlungen spielen in einer Zeit, als der Krieg - fuer jedermann sichtbar - fuer Deutschland verloren war.

Seit August 1944 befanden sich die siebte Armee und Reste der fuenften Panzerarmee, die in Frankreich ihr Operationsfeld hatten, auf dem Rueckmarsch. Waehrend der letzten August- und ersten Septembertage begann der ungeordnete Rueckmarsch deutscher Truppen aus dem niederlaendisch - belgischen Grenzraum. Infanteristen, russische Kriegsgefangene, Sanitaerfahrzeuge und auch Zivilisten bevoelkerten die Straßen des Selfkants. Dazwischen die Feldgendamerie und Offiziere, die versuchten, die Truppen zu sammeln und wieder an die Front zu fuehren. Am dritten September 1944 ereignete sich das, was in die regionale Kriegsliteratur als das "Desaster von Schierwaldenrath" eingegangen ist. Zitat: "Die amerikanischen Jagdbomber beherrschten ungestoert den Luftraum und griffen alles an, was sich auf Raedern fortbewegte, besonders Eisenbahnzuege. Am dritten September wurde ein Zug der Kreisbahn in Schierwaldenrath von Tieffliegern angegriffen" (zitiert aus: Wilhelm Frenken, Als der Tod vom Himmel fiel. Viele Informationen verdankt die Redaktion auch den Erzaehlungen und Berichten von Heinrich Hilgers, der als Augenzeuge manche wichtige Details aus dieser Zeit beisteuerte.). Der Zug, der von Suesterseel kommend gegen 15.45 Uhr in den Bahnhof Schierwaldenrath einlief, war besetzt mit Fronturlaubern, Frauen aus dem Ruhrgebiet, die vor dem dortigen Bombenterror hier Schutz gesucht hatten und nun auf der Heimreise waren, Flakhelferinnen und Zivilisten aus dem hiesigen Umland. Mehrere Fahrgaeste wollten in den haltenden Zug einsteigen, als drei Jabos aus Richtung Birgden/Kreuzrath zum Tiefflug ansetzten und den vollbesetzten Zug mit Geschossen regelrecht durchsiebten. Nach drei Angriffen zaehlte man 28 Tote und 50 Verletzte, von denen vier auf dem Transport ins Krankenhaus und weitere vier im Krankenhaus erlagen. Kurz nach diesem Ereignis, Ende September/Anfang Oktober, mussten alle Einwohner von Schierwaldenrath den Ort verlassen, da der Ort ein Teil der Front war, die in ost-westlicher Richtung von Geilenkirchen nach Maaseik verlief. Der Ort Schierwaldenrath war sowohl fuer die Deutschen als auch fuer die Alliierten von großer strategischer Bedeutung, da von ihm aus die Nachschubwege nach Birgden und Geilenkirchen eingesehen werden konnten. In der ersten Oktoberwoche unternahmen die Alliierten zahlreiche Vorstoeße auf die deutschen Stellungen. Im Laufe der Kaempfe wechselte Schierwaldenrath mehrmals den "Besitzer", wobei beide Seiten schwerste Verluste erlitten. Zitat aus der Pfarrchronik: "...fanden in Schierwaldenrath schwerste, fuer Freund und Feind verlustreiche Kaempfe statt, besonders in der Nacht vom 6. zum 7. Oktober, wobei die meisten Haeuser des Ortes Schierwaldenrath gesprengt oder in Brand gesteckt wurden, weil fast jedes Haus bis zum letzten verteidigt wurde; aus den ersten Stockwerken wurde von deutschen Soldaten noch mit Maschinengewehren geschossen, waehrend unten die amerikanischen Pionire die schweren Sprengladungen anlegten". Am Morgen des 7. Oktober verließen die Amerikaner den Ort oder das, was von ihm uebrig geblieben war, und am 9. Oktober ließ der Deutsche Abschnittskommmandant Oster den Turm der Pfarrkirche sprengen. Durch eine sehr große Sprengladung am 15. Oktober wurde die Pfarrkirche fast vollstaendig zerstoert. Als am 19. Maerz 1945 die ersten Bewohner nach Schierwaldenrath zurueckkehrten, fanden sie eine voellig verwuestete Truemmerlandschaft vor. Wohl kaum ein Dorf in der naeheren und weiteren Umgebung war so zerstoert worden wie Schierwaldenrath. Dem Zweiten Weltkrieg und seinen unmittelbaren folgen fielen 35 Einwohner aus Schierwaldenrath zum Opfer.

Wiederaufbau und Neubeginn

Zerstoertes Haus Zunaechst galt es, die unmittelbaren Kriegsfolgen zu beseitigen. Das die Sorge um das taegliche Brot und um einigermaßen vernuenftige "Behausung" bei den aus der Evakuierung zurueckgekehrten Schierwaldenrathern in Mittelpunkt aller Bemuehungen standen, liegt auf der Hand. Und doch, als die aergsten Kriegsschaeden beseitigt waren, das wirtschaftliche Leben nach der Waehrungsreform angekurbelt wurde und die Alliierten politische Betaetigungen in den Gemeinden zuließen, gab es auch in Schierwaldenrath Menschen, denen die Entwicklung des Dorfes und das Gemeinwohl am Herzen lagen. Neben den Maennern und Frauen, die sich schon frueh um das Vereinswesen im Dorfe kuemmerten, gilt das vor allem fuer die Kommunalpolitische Taetigkeit.

Die Gemeinde Schierwaldenrath-Harzelt blieb als Kommune im Amt Gangelt bestehen und gehoerte dem neugebildete Selfkantkreis Geilenkirchen-Heinsberg an. Zunaechst einmal ging es um die Instandsetzung von Straßen, die mit Schotter immer wieder ausgebessert wurden. Eine leichte Teerdecke erhielt nach den Krieg nur die Broeckerstraße, die ehemalige Trennungslinie zwischen den beiden Kreisen Heinsberg und Geilenkirchen.

Von der kommunalen Neugliederung bis zur Gegenwart

Ab Mitte der 60er Jahre wurden in Nordrhein-Westfalen die Weichen fuer eine kommunale Neuordnung gestellt. Ziel dieser Reform war es, groeßere Kommunen mit effektiveren Verwaltungen einzurichten. Um nicht "von oben" etwas uebergestuelpt zu bekommen, was man gar nicht haben wollte, schlossen sich schon am 1.Juli 1969 die Gemeinden Gangelt, zu der bis dahin immer noch die Westseite der Broekerstraße gehoerte, Breberen-Schuemm,Birgden und Schierwaldenrath-Harzelt zu einer neuen Großgemeinde Gangelt zusammen. Die Gemeinde Schierwaldenrath-Harzelt hatte mit dem ersten Juli 1969 nach mehr als 150 Jahren aufgehoert zu existieren. Das Gesetz zur kommunalen Neugliederung fand mit der Errichtung des Kreises Heinsberg (1.1.1972), der im wesentlichen die Altkreise Geilenkirchen-Heinsberg und Erkelenz umfasst, seinen Abschluss. Fuer unseren Ort bedeutet das, dass seine politische Entwicklung in großem Maße mitbestimmt wird von Vertretern anderer Doerfer, steht doch Schierwaldenrath aufgrund seiner Groeße nur ein Ratsvertreter im Gemeinderat zu. An dieser Stelle sollen die Maßnahmen, die fuer die Entwicklung des Ortes besonders wichtig waren, kurz dargestellt werden: Im Jahre 1969 wurde die Maarstraße im Zuge eines Flurbereinigungsverfahrens ausgebaut und Kanalisiert. Ab Mitte der 60er Jahre wurde die Flur "Kleinfeldchen" als Bebauungsgebiet ausgelegt. Verschiedene Dorferneuerungsmaßnahmen wie Neugestaltung des Kirchenvorplatzes und des Dorfplatzes wurden in den 80er Jahren durchgefuehrt. Bald zeigte sich, daß der Wohnbereich "Kleinfeldchen" nicht ausreichte, alle Bauwuensche der Schierwaldenrather zu erfuellen. Mit großem persoenlichem Aufwand des Ortsvorstehers Heinz Schaps wurde das Baugebiet "obere Maarstraße" Bauwilligen zur Verfuegung gestellt. Heute ist dort noch kaum eine Bauluecke zu finden. Aber auch damit konnte der Bedarf fuer die Bauwilligen aus dem Ort nicht gedeckt werden. Schon 1992 reichte Heinz Schaps den Antrag eines Bebauungsplans "Klein Feldchen" bei der Gemeinde Gangelt ein, die dieses Vorhaben im August 1996 genehmigte. Das Baugebiet rechts und links des Wirtschaftsweges, der in Richtung der ehemaligen Muelldeponie verlaeuft, wird zur Zeit erschlossen, und zur Zeit sind schon fast alle Bauplaetze belegt. Weitere Verbesserungen im Ortsbild sind zu erwarten im Bereich des Historischen Bahnhofes. Die Planungen fuer die Umgestaltung des gesamten Gelaendes, das von der Interessengemeinschaft Historischer Schinenverkehr genutzt wird, ist abgeschlossen, und mit Hilfe der Gemeinde, des Kreises, des Landes Nordrhein-Westfalen und des Amtes fuer Agrarordnung soll dieser Bereich ein weiteres Schmuckstueck des Ortes werden.

Auszeichnungen im Wettbewerb "Unser Dorf soll schoener werden"

Material (gekürzte und überarbeitete Fassung) aus dem Buch "Schierwaldenrath im Spiegel der Zeit"

Bilder aus dem Ort Schierwaldenrath

Oberstrasse Oberstrasse

Selfkantbahn Selfkantbahn

Bahnhofstrasse Bahnhofstrasse

Wiesen Wiesen

Blick auf Maarstrasse Blick auf Maarstrasse

Maarstrasse Maarstrasse

Palz Palz

Kirche St. Anna Kirche St. Anna

Broeckerstrasse Broeckerstrasse

Broeckerstrasse Broeckerstrasse

Die Selfkantbahn

Selfkantbahn 70 Jahre lang diente die einst 38 km lange Geilenkirchener Kreisbahn der Erschließung des vorwiegend laendlich gepraegten Raumes in Deutschlands westlichster Region, dem Selfkant, und seinen Nachbargebieten. Das Ende dieser meterspurigen Kleinbahn schien im Jahre 1971, als die Straßenkonkurrenz uebermaechtig wurde, unweigerlich gekommen, haetten nicht zwei Jahre zuvor begeisterte Eisenbahnfreunde den Verein “Interessengemeinschaft Historischer Schienenverkehr e.V.” (IHS) ins Leben gerufen und begonnen, historisch wertvolle Schienenfahrzeuge ueberall in Deutschland - oft in letzter Minute - vor der Verschrottung zu bewahren und auf den Gleisen dieser Bahn zu sammeln, die nun ein zweites Leben begann. Der letzte noch verbliebene Abschnitt der Strecke mit einer Laenge von 5,5 km wurde gepachtet und seit 1972, nach Gruendung einer eigenen Betriebsfuehrungsgesellschaft im Jahr zuvor, in eigener Regie, aber natuerlich unter strenger behoerdlicher Aufsicht, als Museumseisenbahn betrieben. Schon zuvor unter der Regie der Geilenkirchener Kreisbahn, am 14. August 1971, setzte sich der Eroeffnungszug der Selfkantbahn - noch von Geilenkirchen aus - in Bewegung. An jedem Sonn- und Feiertag von Ostern bis Ende September verkehren seither die Dampfzuege der Selfkantbahn zur Freude der Fahrgaeste, insbesondere der Kinder, die hier haeufig zum ersten Mal mit der Eisenbahn in Beruehrung kommen.

Vieles hat sich seit damals veraendert. Viel Geld und noch mehr Freizeit steckten die aktiven Mitarbeiter in den Aufbau der Museumseisenbahn, die seit 1984 die letzte der einst zahlreichen meterspurigen Kleinbahnen in Nordrhein-Westfalen ist.

Die maroden Gleisanlagen der frueheren Geilenkirchener Kreisbahn wurden nach und nach saniert, die Sammlung historisch wertvoller Kleinbahn-Lokomotiven und -Wagen erweitert und in Schierwaldenrath ein Bahnbetriebswerk mit Werkstaette und Lokschuppen gebaut.

Zu ihrem 25jaehrigen Jubilaeum im Jahr 1996 gelang der Selfkantbahn ein weiterer großer Schritt nach vorn: in Schierwaldenrath steht nun eine große Museumshalle, die den wertvollen Fahrzeugen Schutz vor der Witterung bietet und die Praesentation von Dauer- und Wechselausstellungen ermoeglicht.

Das Kleinbahnmuseum

Selfkantbahn Die Museumsfahrzeuge der IHS stammen von einer Vielzahl meist laengst verschwundener Kleinbahnen, u.a. von der Sylter Inselbahn, der Duerener Dampfstraßenbahn, der Mittelbadischen Eisenbahngesellschaft, der Kreis Altenaer Eisenbahn, der Kloeckner-Huette in Hagen, aber auch von der Rhaetischen Bahn in der Schweiz - ein repraesentativer Querschnitt durch die Kleinbahngeschichte mit Baujahren von 1889 bis 1976. Inzwischen gehoeren zu unserer Sammlung rund 50 Eisenbahnfahrzeuge aus allen Epochen. Alle diese Fahrzeuge werden, soweit dies nicht bereits geschehen ist, nach und nach sorgfaeltig restauriert und wieder in Betrieb genommen.

Fahrzeuge oder sonstige Gegenstaende erreichen ueblicherweise das Museum in sehr schlechtem und unvollstaendigem Zustand. Ihre Aufarbeitung erstreckt sich daher haeufig ueber etliche Jahre, und in manchen Faellen muss man sich zunaechst - wie im Falle des unten gezeigten Wagenkastens - auf die Sicherung der Substanz beschraenken.

Interessanteste Neuzugaenge der letzten Jahre in der Sammlung der IHS sind die Lokomotive 46 und der Rollwagen 34 der Mittelbadischen Eisenbahn (MEG), die nun den schon seit 25 Jahren im Selfkant vorhandenen Zugstamm von dieser Schmalspurbahn vervollstaendigen.

Wichtigstes Ereignis der letzten Jahre war jedoch zweifellos die Rueckkehr der Geilenkirchener Diesellok V 11 aus Afrika.

Zu den unumgaenglichen Arbeiten zaehlen darueber hinaus die kosten- und arbeitsintensive Unterhaltung der Strecke, die ueberhaupt erst einen geregelten Betrieb ermoeglicht, der noch andauernde Ausbau des Betriebsbahnhofs Schierwaldenrath mit seinen Gleis- und Werkstattanlagen, der leidige Papierkrieg und nicht zuletzt auch die Taetigkeit auf den sonntaeglichen Zuegen als Lokfuehrer, Heizer, Zugfuehrer und Schaffner. Unsere Mitglieder verrichten alle diese Arbeiten unentgeltlich in ihrer Freizeit; ohne diesen Einsatz koennte die Selfkantbahn nicht existieren.

Daneben hat die IHS vielfaeltige Kontakte zu anderen Vereinen mit gleicher Zielsetzung geknuepft und einen regen Erfahrungsaustausch in die Wege geleitet. Sonderfahrten bei Nahverkehrsunternehmen und Industriebahnen sowie mehrtaegige Studienfahrten ins Ausland dienen der Vertiefung der Kenntnisse unserer Mitglieder ueber Geschichte und Problematik des Schienenverkehrs. Ein viermal jaehrlich erscheinendes Informationsblatt unterrichtet auch weiter entfernt wohnende Mitglieder ueber das aktuelle Geschehen bei der Selfkantbahn sowie die Geschichte ihrer Fahrzeuge und Anlagen.

Und nun steigen Sie ein, lassen Sie sich zu einer kurzweiligen Reise in die Vergangenheit entfuehren. Machen Sie es sich in der Holzklasse der historischen Wagen - teilweise ueber 110 Jahre alt! - gemuetlich und genießen Sie die Fahrt hinter einer richtigen Dampflokomotive. Auf den offenen Plattformen koennen Sie sich den Wind um die Nase wehen lassen (bei der atemberaubenden Geschwindigkeit von 20 Kilometern in der Stunde werden Sie gewiss nicht fortgeblasen) oder im Buffetwagen eine kleine Staerkung zu sich nehmen.

In Schierwaldenrath haben Sie Zeit und Muße, sich im Kleinbahnmuseum umzuschauen. Dort sind historische Fahrzeuge ausgestellt, Lokschuppen, Bahnwerkstatt und Museumshalle stehen allen Besuchern offen.

Sonderausstellungen

Selfkantbahn Erstmals seit Einweihung der Museumshalle in Schierwaldenrath veranstaltete die Selfkantbahn vom 8. August bis zum 4. Oktober 1998 eine einem speziellen Eisenbahnthema gewidmete Sonderausstellung.

Die Mittelbadische Eisenbahngesellschaft (MEG) wurde im Jahre 1923 als Auffanggesellschaft fuer die nach dem ersten Weltkrieg im Deutschen Reich verbliebenen Streckenteile der Straßburger Straßenbahnen (SSB) und der mit dieser schon lange zuvor einen Gemeinschaftsbetrieb praktizierenden Lahrer Straßenbahn Gesellschaft (LSB) gegruendet. Es ist heute selbst vielen Eisenbahnfreunden unbekannt, dass in der Rheinebene zwischen Schwarzwald und Vogesen ein mehrere hundert Kilometer langes Netz von meterspurigen Kleinbahnen bestand.

Die Selfkantbahn gedachte dieser Bahngesellschaft und ihrer markanten Fahrzeuge in einer weithin beachteten Sonderausstellung, die nicht nur die sieben bei der Selfkantbahn befindlichen Originalfahrzeuge, sondern auch etliche Fotos und Dokumente aus der Betriebszeit dieser Kleinbahn umfasste.

100 Jahre Geilenkirchener Kreisbahn

Im Jahr 2000 wurde die Geilenkirchener Kreisbahn einhundert Jahre alt. Zu diesem Anlass fand in jenem Jahr in der Museumshalle in Schierwaldenrath eine Ausstellung statt, in der neben Fotos aus der Geschichte der GKB von 1900 bis 1973 auch etliche Originalteile dieser Kleinbahn zusammengetragen wurden.

Bilder von Michael Jungen, Text von der Internetseite der Selfkantbahn (gekürzte Fassung)